Victor Klemperer: Leben und Erfahrungen aus der NS-Zeit
Dies ist eine kleine Stichwortsammlung zur Person Victor Klemperer. Sie entstand im Zusammenhang mit einem Referat, das ich vor meinem Deutsch-Grundkurs, Klassenstufe 13 gehalten habe. Vielleicht ist die Sammlung für den einen oder anderen hilfreich.
- geboren am 09.10.1881 in Landsberg an der Warthe
- gestorben am 11.02.1960 in Dresden
- Vater: Dr. Wilhelm Klemperer, Rabbiner
- Mutter: Henriette Klemperer, geb. Franke
- Ehefrau: Eva Klemperer, geb. Schlemmer (Deutsche), Pianistin
- studierte Philosophie, romanische und germanische Philologie in München, Genf, Paris, Berlin (nach abgebrochener Lehre)
- 1913: Promotion
- 1914: Habilitation
- ließ sich im Alter von 22 Jahren evangelisch taufen
- lehrte Romanistik, Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaften, Schwerpunkt auf französischer Literatur
- von 1920 bis 1935 an der Technischen Hochschule Dresden, dann entpflichtet
- ab 1945 in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin
- Werke:
- Curriculum vitae. Erinnerungen eines Philologen. 1881-1918
- Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum, Tagebücher 1918-1932
- Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten, Tagebücher 1933-1945 (2 Bände)
- So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Tagebücher 1945-1959 (2 Bände)
- LTI (Lingua Tertii Imperii). Notizbuch eines Philologen (1947)
- Curriculum vitae. Erinnerungen eines Philologen. 1881-1918
- Philologie: die Lehre von Literatur und Sprache
- schrieb sein ganzes Leben lang Tagebuch, besonders in den Nazijahren:
"In den Stunden des Ekels und der Hoffnungslosigkeit, in der endlosen Öde mechanischster Fabrikarbeit, an Kranken- und Sterbebetten, an Gräbern, in eigener Bedrängnis, in Momenten äußerster Schmach, bei physisch versagendem Herzen - immer half mir dieser Forderung an mich selber: beobachte, studiere, präge dir ein, was geschieht - morgen sieht es schon anders aus, morgen fühlst du es schon anders: halte fest, wie es eben jetzt sich kundgibt und wirkt." - ein Hauptgrund für sein Überleben war die Ehe mit seiner deutschen Frau, die sich, auch unter Druck gesetzt, nicht von ihm trennte.
- seine Frau brachte während der Nazizeit seine Manuskripte zu einer befreundeten Ärztin
- ihr "Lebensradius [...] wurde immer enger"
- "Entpflichtung" Ende April 1935 aufgrund der "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums"
- versuchte, im Ausland eine Stelle zu bekommen, dies gelang ihm jedoch nicht
- 1940 Zwangsumsiedlung in ein Judenhaus
- Beschaffung von Büchern wurde für ihn immer schwieriger (Juden durften, wenn überhaupt, nur jüdische Werke lesen)
- grenzte sich vom Hitlerregime einerseits und vom Zionismus andererseits ab
- am 13. Februar 1945 Angriff auf Dresden, dadurch Flucht nach Bayern, Rettung dort durch Einmarsch der Amerikaner
- Eintritt in KPD 1945 "trotz erheblicher Skrupel"
("Sie allein drängt wirklich auf radikale Ausschaltung der Nazis. Aber sie setzt neue Unfreiheit an die Stelle der alten!")
- Geschwister-Scholl-Preis 1995 posthum (für Werke von geistiger Unabhängigkeit, Freiheit, Mut und Verantwortungsbewußtsein)
Quellen:
- Roland Unger: "Victor Klemperer"
http://www.physik.uni-halle.de/Fachgruppen/Polymer/general/klmperer.html - Victor Klemperer: "LTI (Lingua Tertii Imperii), Notizbuch eines Philologen"
Reclam Verlag, Leipzig, 18. Auflage 1999 - Victor Klemperer, Walter Nowojski (Hrsg.): "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten, Tagebücher 1933-1945"
Aufbau Verlag, Berlin, 4. Auflage 1995